Mittwoch, 22. Oktober 2014

Zurück in die Vergangenheit

Nach einem so textlastigen Eintrag lasse ich nun mal Fotos sprechen, 
viel Freude damit!
 
Arad:
 
Timisoara im Umbau:
 
 
Hunedoara:
 
Targu Mures: 
 
 
 Kloster bei Sighisoara
 
 
Sighisoara:
 
 
Sibiu:
 

 
eindrucksvolles Lokomotiv-Museum in Sibiu

 Freilichtmuseum bei Sibiu


 
 Alba Iulia:
 
 

Dienstag, 21. Oktober 2014

Rumäniens Außenseiter - Update

Von Klara, dem Gypsy Mädchen, hatte ich zum ersten Mal die andere Seite hinter den Vorurteilen gehört. Es fiel mir aber trotzdem schwer zu erkennen, ob doch manche der Vorurteile wahr sind, oder, so wie sie sagt, gar keine. Ich bekam von allen Rumänen die gleiche Antwort:

"Zigeuner lügen und stehlen!"
"Musstet ihr, oder Freunde von euch, das jemals persönlich erfahren?"
frage ich oft.
"Hm, nein. Aber es ist einfach so."

Schließlich fand ich aber doch einen Gesprächspartner, der aus mehrmaligen Erfahrungen sprach. Auch wenn es natürlich immer Ausnahmen gibt, sind mir ein paar Dinge klarer geworden:

Viele Roma verdienen ihr Geld auf traditionell selbstständige Weise, statt bei Firmen angestellt zu sein, was natürlich auch eine gewisse finanzielle Unsicherheit mit sich bringt. Sie verkaufen zum Beispiel ihre Arbeit auf der Strasse oder sind als Handwerker o.ä. unterwegs. Besonders letztere arbeiten öfters mit Tricks, die man gleichzeitig schwer als Diebstahl bezeichnen kann. Als Beispiel wurde mir erzählt, dass solche Handwerker Regenrinnen erneuern sollten, einen Preis ausmachten, die Rinnen abnahmen und dann den doppelten Preis verlangten, bevor sie die Rinnen wieder anbringen würden. Ausserdem sehen sie es wohl meist nicht eng mit Deadlines oder Verabredungen.

Gleichzeitig finde ich es weiterhin nicht gerechtfertigt, dass z.B. bereits Kindergartenkinder nichts mit gleichaltrigen Roma Kindern zu tun haben wollen, weil ihnen indoktriniert wird, dass diese Flöhe haben und böse sind. Ich versuche zwar, nicht zu optimistisch zu sein und einzusehen, dass man kulturbedingt vorsichtig sein sollte, aber sie weniger wie Menschen als wie Tiere anzusehen ist doch übertrieben!?

Eines der größten Probleme sehen Rumänen aber im Image, das die Roma von Rumänien im Ausland hinterlassen. So passiert es einigen Rumänen, auch Freunden von mir, dass sie in Deutschland als hinterhältige, stehlende Zigeuner bezeichnet werden, obwohl sie nicht mal den Tein und die dunklen Haare haben. [Rumänien = Romas], stimmt nun mal überhaupt nicht, aber der politisch korrekte Ausdruck "Roma" macht die Bekämpfung dieses Vorurteils nicht leichter.

Dann gibt es noch die ungarischen Rumänen, sie seien arrogant, ungebildet und hinterlistig, hörte ich zu oft. So weit ich es mitbekommen habe, ist der Unterschied bei den Ungaren aber, dass diese einen größeren Eigenanteil an den Konflikten beitragen.
"Und es wird derzeit unruhig in jenem Land, das Ungarn und Siebenbürger Deutsche "Szeklerland" nennen. Szekler sprechen ungarisch, verstehen sich aber als eigene, ältere Kultur, als historische "Vorhut" der Ungarn in der Region. Viele Szekler glauben, sie stammten von den Hunnen ab (was aber wohl nicht stimmt). Das ungarische Königreich siedelte sie im 13. Jahrhundert im Karpateneck an, als Wehrbauern sollten sie dort die Grenze schützen. Dafür wurden ihnen weitreichende Privilegien verliehen. Für diese Freiheit, ihre eigenen Angelegenheiten zu ordnen, kämpften und rangen sie verbissen über die Jahrhunderte gegen wechselnde Oberherren, gegen Magyaren, Türken, Österreicher und nun Rumänen." (http://www.welt.de/politik/ausland/article121872593/Aufruhr-unter-den-Ungarn-in-Rumaenien.html)

Zum Beispiel in Targu Mures gibt es mehrere Läden und Cafes in denen die Angestellten sich weigern Rumänen zu bedienen, letztere sind ziemlich wütend, immerhin ist es "ihr" Land... Regelmässig versuchen sie sich mitten in Siebenbürgen, wo sie stärker vertreten sind oder manchmal sogar die Rumänen eine Minderheit bilden, die territoriale Autonomie zu erkämpfen. Bei Fussballspielen wie Budapest gegen Bukarest geht es heiß und wohlmöglich brutal her. Ich besuchte ein ungarisches Kinderheim, in dem mir eine deutsche Freiwillige auch erzählte, dass die Kinder ein mal ungarische Flaggen malten und ein Kind zusätzlich eine rumänische malte. Dafür wurde es von den anderen beschimpft, als ob es etwas Verbotenes getan hätte.

In den letzten 20 Jahren: Die Ungarn-Partei RMDSZ spielte oft Zünglein an der Waage bei Regierungsbildungen in Bukarest, und so konnten umfassende Minderheitenrechte errungen werden. Es gibt muttersprachliche Kindergärten, Grundschulen, Gymnasien und sogar eine (private) Universität in Klausenburg. Derweil unterschrieb Rumänien alle möglichen internationalen Konventionen zum Schutz ethnischer Minderheiten (ebd.). Rumaenen sind darueber natuerlich auch nicht nur gluecklich.

Als kleines Fazit wird mir immer klarer, dass in Rumänien durch die vielen Kulturen, Sprachen und Einflüsse, ob von Ungaren, Romas, Deutschen oder slavische Nachbarn, ein für mich unwerwartet großes Konfliktpotential besteht, durch alle Beteiligten.

Sonntag, 12. Oktober 2014

Routen-Update II

Hallo aus Sibiu! Hier mal wieder Karten zum Überblick, da sich meine "Planung" doch regelmäßig ändert. Zu erst im Blick auf ganz Rumänien und mit roter Makierung in Sibiu, so weit habe ich es bisher geschafft:

Timisoara (Couchsurfing)
Deva mit Ausflug zur Burg in Hunedoara
Cluj-Napoca ("Kommune")
Rachitele (Hofarbeit)
Cluj-Napoca (Waldorfschule)
Targu Mures* (Couchsurfing, krank)
Sighisoara (deutsche Volunteers)
Nachmittag in Medias
Sibiu (Hostel)


Noch mal etwas genauer meine Reiseroute und wie sie vermutlich weitergeht, hoffentlich mit etwas Freiwilligenarbeit, eventuell doch noch mit "Abstecher" nach Bukarest...


*Seit meinem Weg nach Targu Mures probiere ich mich vorsichtig am Hitchhiken, also per Anhalter fahren. Bisher hatte ich sehr viel Glück und musste nie länger also 5 Minuten warten. Auch lernt man dadurch Leute kennen, vorausgesetzt man kann sich mit ihnen unterhalten. Mein erster Fahrer studiert Medizin auf Englisch und brachte mich, gut unterhalten, bis vor die Tür meiner Couchsurfer. Mit zwei anderen unterhielt ich mich kaum und mein letzter Fahrer war Belgier, für den ich mein Französisch aus dem Gedächtnis zusammensuchte..

Freitag, 10. Oktober 2014

Doro wird Landschaftsgärtnerin

Ein großer Teil meiner Hofarbeit bestand aus meinem ganz eigenen Projekt, das ich über mehrere Tage verfolgte. Die Grundidee war, das Regenwasser um eines der Häuschen zu lenken, sodass es nicht in den Keller fließt sondern in einen entstehenden Garten nebenan.
Dafür musste zu erst viel Erde abgetragen werden, was gar nicht so leicht war, da sie sehr lehm- und steinhaltig ist. Mit Spitzhacke, Spaten und Schaufel grub ich also fleißig um, oft in der Sonnenwärme, und transportierte die Erde per Schubkarre davon. Als nächsten Schritt baute ich eine kleine Mauer, die als Schutzwall dient.


Daneben führte ich dann eine natürliche Wasserleitung fort: ganz unten eine schützende Kiesschicht, darüber die größten Steine, durch die das Wasser fließen kann und darauf immer kleiner werdende Steine bis Kies, damit die Erde nicht durchfällt und verstopft. Dann verschloss ich alles mit Gras, welches ich aus einer abelegenen Stelle des Grundstücks aushob. Die entstandenen Lücken sollte ich dann mit fruchtbarer Komposterde füllen.

Zur Perfektion versuchte ich auch drum herum alles auf ein Level zu bekommen und restliche freie Flaechen mit Gras zu bedecken. In diesem Fall wurde mir geraten, dass ich auch ein ganze Grasflaeche anheben und Erde darunter ausheben koenne. Das klang leichter als es war, denn so ein Stueck Gras ist ziemlich schwer, sodass ich es teilweise mit meinem Oberschenkel aufhielt und mit vollem Koerpereinsatz die lehmige Erde entnahm. Aber schlussendlich war ich erfolgreich und konnte einen weichen Uebergang schaffen!

Schließlich führte ich die Mauer noch weiter fort und bedeckte auch diesen Teil mit schützendem Gras.
 
 

 FERTIG !

Samstag, 4. Oktober 2014

"Such dir einen Freund und bleib hier, sagt er"

Zur Arbeitszeit uebernahmen wir viele unterschiedliche Aufgaben und halfen auch immer wieder gemeinsam bei den Nachbarn aus. Die meisten von ihnen waren verwitwete, eher aeltere Maenner, die mir gerne Komplimente machten, sei es, dass ich gut arbeitete oder huebsch sei... In diesem Fall enttäuschte ich ihn: “ich habe bereits einen in Deutschland“ lies ich ihm übersetzen.

Dass es wenige Frauen dort gibt hat mich erst sehr ueberrascht, aber bald wurde mir deutlich warum: Die Frauen scheinen hier in den Bergen auf dem Hof nicht nur wegen der Kinder die meiste Arbeit zu haben, sondern sind staendig beim Kochen, Putzen, Erziehen, Kuehe melken, Wasser holen, im Dorf einkaufen, Tiere fuettern un Schlachten, Im Endeffekt sterben diese tatsaechlich frueher an Altersschwaeche oder Krebs. Gleichzeitig lassen sich dies immer weniger junge Frauen gefallen und gehen in die Stadt arbeiten oder Studieren und lassen die Hoefe hinter sich. Die Maenner bleiben zurueck, auch mal einsam.

So halfen wir recht viel bei Heuarbeiten, also Heu umdrehen zum trocknen, es zusammenharken, Heuhaufen zusammen zu tragen und grosse Heugestecke zu bauen oder es in Scheunen umzuladen. Am Ende halfen wir noch bei der beginnenden Kartoffelernte. Zum Dank gab es natuerlich immer Palinka (Pflaumenschnaps).


Auf dem Hof waren die Arbeiten wesentlich abwechslungsreicher und reichten von Putzen im Haus und beim Kochen helfen, ueber Jaeten und Ernten im Garten hin zum Holz hacken, Umgraben und Waende aus Lehm bauen und reparieren; zu ihrem Glueck haben sie einen sehr lehmhaltigen Boden.

Mittwoch, 1. Oktober 2014

The Organic Art Ranch, Rachitele

Von Cluj verabschiedet machte ich mich am 9.9. auf den Weg zu meinem einzigen im Voraus geplanten Ziel: ein Hof in den Bergen, 100km von Cluj, 30km von der nächsten Stadt mit Supermarkt.

Mir war klar: ca. 1 1/2 Stunden mit dem Zug nach Huedin, weiter möglichst per Bus oder Anhalter nach Rachitele. Dort in der Bar mach dem Weg zum "Casa Mexicana" fragen. 
Im Zug war ich noch mit einem netten schweizer Kräuterfan zusammen, ab Huedin dann wieder auf mich gestellt. Von Passanten Richtung Markt geschickt und mit einem Namen auf einem Zettel, fragte ich mich schließlich durch, überrascht von der anstrengend knallenden Sonne, bis ich von einem merkwürdigen Mann zu seinem PKW gelotst wurde. Eingestiegen bin ich erst, als seine Ehefrau dazu kam, kurz darauf war jeder Platz belegt. Ein Privattaxi also, neuerdings ziemlich üblich in dieser Gegen. Natürlich musste niemand so viel zahlen wie ich, aber als wir in Rachitele ankamen wurde mir erst klar, dass mich noch 40 Minuten Wandern von der Farm trennte, mit fettem Rucksack auf dem Rücken und Geige in der Hand. Ich hatte Glück und konnte den Fahrer überzeugen, mich dort hin zu fahren, den Berg über klapprige Wege hinauf, für einen geringen Aufpreis...


Der Hof besteht aus drei Häusern, dazwischen eine Feuerstelle und eine weitläufige Wiese, sowie aus zwei umzäunten Gärten und einem weiteren Apfelgarten. Das eine Haus ist momentan nur Schlafzimmer der Besitzer, das mittige Haus beherbergt drei Betten, Küche und Wohnzimmer, das dritte Haus ist Werkstatt und Scheune in einem, mit einem süßen Zimmerchen, bereits belegt von Jonas, einem deutschen Freiwilligen.
Das Wasser kommt direkt aus einer angezapften Quelle und kommt hinterm Haus eiskalt aus einem Wasserhahn und der Dusche (ebenfalls draußen, mit hölzernem Sichtschutz, hat immerhin einen eigenen Boiler!), zu dem ein selbstgebautes Plumsklo (entschuldigt, eine “ökologische Trockentoilette“)! Wasserholen ist von daher immer nötig, ob zum Trinken, Kochen und Abwaschen, aber nur über 30 Meter.



Der grobe Rahmen fuer unseren Aufenthalt belief sich auf 4 1/2 Arbeitstage, Montag halb, Sonntag frei und Dienstag frei (Markttag). An den anderen Tagen gab es theoretisch folgenden Tagesablauf:

8 Uhr Fruehstueck, taeglicher Abwasch und Kueche putzen im Anschluss.
9 - 12 Uhr Arbeiten
Mittagessen und -pause
16 Uhr Tee
im Anschluss bis ca. 19 Uhr Arbeiten
20 Uhr frische Milch holen beim Nachbarn